von Matthias Kroner, am 15.04.2023 in Siefersheim / Rheinhessen

Hügel – Hübel – Hiwwel

Die rheinhessische Schweiz zwischen Alzey und Bad Kreuznach ist gekennzeichnet durch ein waldarmes Hügelland. Der Weinbau ist durch den hohen Lössanteil des Bodens dominierend. Die Gemeinden haben den Geotourismus angekurbelt und sog. „Hiwweltouren“ und „Küstenwege Rheinhessen“ ausgeschildert. Wobei schon das Wort „Küstenweg“ stutzig macht – die nächst gelegenen Meere sind hunderte Kilometer entfernt. Die Weinbau-Kulturlandschaft ist durchsetzt von alten Eichenschälwäldchen, die als Naturschutzgebiete erhalten werden und die biologische Vielfalt ergänzen und aufwerten. Aus Eichenrinde wurde einst der Ledergerbstoff Tannin extrahiert.

Die Region ist geologisch interessant durch die Tatsache, dass im Oligozän vor ca. 30 Mio. Jahren ein Meer existierte, dessen Spuren noch heute sichtbar sind.

In den Jahren 2021 und 2022 wurden von der POLLICHIA Donnersberg botanische und geologische Exkursionen in die Weinheimer Bucht, ins Aulheimer Tal sowie in die Andesit- und Sandsteinbrüche von Flonheim unternommen.

Die diesjährige Exkursion führte nach Siefersheim, wo ebenfalls Relikte des Tertiärmeers vorhanden sind. 8 POLLICHIA-Mitglieder mit profunden Kenntnissen in Geologie aus Neustadt, Speyer und aus dem Donnersbergkreis trafen sich in Siefersheim, um über die Entstehung des Tertiärmeeres und den strukturellen geologischen Aufbau von Rheinhessen zu diskutieren.

Bei einer Wanderung wurde eine ehemalige Sandgrube oberhalb von Siefersheim besichtigt. Innerhalb weniger Minuten konnten in den Sandschichten einige Bruchstücke von Austern und anderen Muscheln aus der Zeit des Meeres gefunden und bestaunt werden.

Die weitere Wanderung führte weiter bergauf bis zum ehemaligen Brandungskliff, das sich damals auf Meeresniveau befand. Man findet in den senkrecht stehenden Felsen die Strudellöcher, die durch Wellenbewegungen aus dem Gestein herausgespült wurden. Der Blick in die Umgebung lässt leicht erkennen, wie das Meer die tieferen Lagen bedeckte und die Zeugenberge aus Rhyolith als Inseln und Halbinseln herausragten.

Auf der flachen Kuppe der ehemaligen Hornberginsel, auf der sich die Gruppe nun befand, konnten ausgeprägte Trockenrasen studiert werden. Einige noch blühende Küchenschellen werteten die karge Vegetation auf.

Beim Weg zurück zum Auto konnte neben dem Weinbergweg noch eine schöne Morchel entdeckt werden.

Die Exkursion dauerte 3,5 Stunden und die Teilnehmer/innen waren zufrieden. Es war eine interessante Wanderung mit Theorie, Praxis und anregenden Gesprächen.

Fotos (von links oben nach rechts unten, von Inge Glück und Manfred Mages):
(1) Schautafel am Anfang des Wanderweges
(2) Der Exkursionsleiter M. Kroner erklärt die geologischen Besonderheiten der Region
(3) Einige Funde aus der Region, u.a. ein Haifischzahn
(4) Weitere Funde
(5) Unsere erste Station auf dem Küstenweg
(6) Die Teilnehmer bei der Suche
(7) Brandungskliffe
(8) Funde unterwegs – Küchenschelle
(9) Funde unterwegs – Morschel

Exkursion „Wanderung an den Ufern des Tertiärmeers“ bei Siefersheim

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