Am Samstag, 19. Sept. 2020, lud Dr. Markus Setzepfand aus Sippersfeld Mitglieder der Pollichia Kreisgruppe Donnersberg und Interessierte aus dem Ort zu einer ausführlichen Exkursion ein. Es nahmen ca. 10 Personen teil.
Vor Beginn des Rundgangs wurde eine Flurkarte der Gemarkung mit ca. 40 Grundstücken gezeigt. Auf diesen Grundstücken findet seit 2018 eine Obstbaumkartierung statt. Diese aufwändige Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. Bisher wurden ca. 420 Bäume erfasst, was etwa der Hälfte der vorhandenen Streuobstbestände entspricht.

Die Rundwanderung begann in der Dorfmitte am Haus der Vereine und führte in nördlicher Richtung zur Gemarkung Sonnhalde, eine steile und terrassierte Südhanglage. Schon kurz nach der Bebauung beginnen entlang eines steil aufwärts führenden Pfades mehrere Streuobstterrassen. Die Grenzen der überwiegend kleineren Grundstücke sind i.d.R. unklar und nur näherungsweise z.B. anhand der Höhe des Grases bzw. des Mähzustands erkennbar. Ein Großteil der Grundstücke wird offensichtlich seit mehreren Jahren nicht gemäht, ein Teil nur streifenweise. Nur wenige Grundstücke sind frei von Dornbüschen, Hecken und wild wachsenden Nachkömmlingen der Hauszwetsche. Auffällig sind z. T. große und zahlreiche Ginster.

Die Obstbäume bestehen überwiegend aus Äpfeln, Birnen, Zwetschen und Süßkirschen. Einige sehr große Kastanienbäume stehen unregelmäßig dazwischen. Die meist hochstämmigen Obstbäume sind mit wenigen Ausnahmen recht alt – mind. 50 Jahre – und stehen reihenweise in wechselnder Folge nebeneinander, z.T. in geringem Abstand. Im oberen Teil des Hanges ist eine Reihe von ca. 10 – 12 Fichten, die teils abgestorben sind oder nur noch der Baumgipfel grün ist.

An praktisch allen Bäumen dieser Lage ist erkennbar, dass seit Jahrzehnten keine Pflegemaßnahmen mehr durchgeführt wurden. Die wirtschaftliche Nutzung dürfte vor ca. 40 Jahren beendet worden sein, wie auch in etlichen anderen Orten um den Donnersberg. Es gibt wenige Jungbäume, die nach der Pflanzung sich selbst überlassen wurden und nun frühzeitig beginnen zu vergreisen. Der obere, weniger steile Teil der Sonnhalde wird als Ackerfläche genutzt und war mit Getreide bepflanzt. Man hat eine ausgezeichnete Fernsicht in fast alle Richtungen, zum Donnersberg, bis Rheinhessen und zur Nachbargemeinde Breunigweiler.

Die mageren Streuobstwiesen der Sonnhalde sind im Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung RLP (LANIS) als Biotopschutzkomplex ausgewiesen. Die Kartierung erfolgte 2010. Ziele dieser Fläche sind der Erhalt und Entwicklung des Streuobstbestands durch Nachpflanzungen von Hochstämmen und Obstbaumpflege, sowie extensive Nutzung des Grünlands. Es soll keine weitere Vergärtnerung des Gebiets erfolgen und die Fichtenreihen sollten entfernt werden. Weitere Informationen sind zu finden unter:
https://reports.naturschutz.rlp.de/cocoon/osiris/html/7660100?GISPADID=1662361   
Direkter Link: Schutzgebiet Sippersfeld
Startseite LANIS Geoportal: https://geodaten.naturschutz.rlp.de/kartendienste_naturschutz/index.php    
Direkter Link: LANIS

Die Exkursion führte weiter in Richtung Westen, wo sich übergangslos ein Mischwald anschließt. Nach der Durchquerung des Tals am westlichen Ortsrand kamen die Exkursionsteilnehmer*innen zum Rainroth. Die Struktur der Streuobstbestände ist im Rainroth offener und weniger dicht als an der Sonnhalde. Der Pflegezustand an diesen Obstbäumen ist ebenfalls schlecht. Der Exkursionsleiter stellte einige Ergebnisse der Streuobstkartierung vor. So sind von den 420 kartierten Obstbäumen ein Drittel bereits abgestorben oder abgängig. Das heißt, dass die Bäume in den nächsten Jahren absterben werden. Insgesamt hat sich der Obstbaumbestand in den letzten 90 Jahren erheblich reduziert: Eine Obstbaumzählung in der Pfalz verzeichnet 1930 insgesamt rund 8000 Bäume für die Gemeinde Sippersfeld – heute sind es schätzungsweise noch 10% des damaligen Bestandes.

Auch am Hainborn, dem letzten Exkursionspunkt, sind die Streuobstwiesen von offener Struktur. Das Gelände ist weniger stark geneigt und mit landwirtschaftlichem Gerät befahrbar. Die Flurstücke sind größer und von Feldwegen aus gut zu erreichen. Die Magerwiesen sind durchweg gemäht, z. T. werden sie als Viehweide für Rinder bzw. Kühe genutzt. Einige Herbstzeitlosen blühten noch.
Gelegentlich ist ein Schmetterling oder ein anderes Insekt zu sehen. Da die Exkursion dem Obstbestand galt, wird hier auf das Thema Insekten einschl. Schmetterlingen nicht weiter eingegangen. Insgesamt zeigen auch diese Flächen einen „steppenartigen“ Charakter – das Gras ist von der Trockenheit braun verfärbt.

Der Baumbestand ist geringer als im ersten Teil der Exkursion, die Bäume sind von unterschiedlichem Alter, der Pflegezustand teilweise besser – aber auch hier gibt es Pflegerückstände zu beobachten. Mehrere junge Hochstämme wurden im letzten Winter von einem lokalen Streuobstakteur auf seiner Wiese gepflanzt. Es ist unerlässlich, diese anfänglich zu pflegen, insbesondere zu wässern und jährlich zu schneiden. Auch eine Drahthose zum Schutz vor Verbiss durch Rehe ist zwingend erforderlich. Baumscheibe und Pflanzpfähle runden das jugendliche Pflegeprogramm ab.

Zur Sortenwahl machte der Exkursionsführer einige Vorschläge und gab wertvolle Anregungen. Aspekte wie Robustheit und Resistenz gegen Krankheiten wie Schorf, Mehltau oder den sog. Obstbaumkrebs sind bei der Sortenwahl zu beachten. Auch der Klimawandel könnte Auswirkungen auf die Sortenwahl haben – da gibt es aber noch keine belastbaren Untersuchungen. Den Teilnehmern wurde ein vom Obstbaumkrebs befallener Ast gezeigt.
Bei der Pflege sollte man auch immer an sich denken, vor allem wenn man in den Baum klettert. Bäume schneiden ist keine ungefährliche Arbeit. So wurde den Teilnehmer*innen ein sog. Unglücksbalken gezeigt. Das sind Äste, die durch ihre eigene Last übermäßig belastet wurden, so dass auf ihnen Längsrisse auftreten. Ein solcher Ast wird in nächster Zeit oder bei Belastung – z.B. einem Tritt! – brechen.

Die Wanderung führte am östlichen Ortsrand zurück zum Anwesen der Familie Setzepfand im Ort. Im Hof konnte eine Ausstellung von ca. 40 Obstsorten, im wesentlichen Äpfel und Birnen, betrachtet werden, die alle auf der Sippersfelder Gemarkung gesammelt wurden.

Die große Vielfalt an Obstsorten auf der Sippersfelder Gemarkung besteht überwiegend aus älteren und heute allenfalls noch der älteren Generation bekannten Sorten. Als Apfelsorten sind dabei zu nennen: Geheimrat Dr. Oldenburg, Kaiser Wilhelm, Schöner von Boskop, Gelber Bellefleur, Brauner und Weißer Matapfel, Rheinischer Winterrambur, Rote Sternrenette, Goldrenette von Blenheim, Rheinischer Bohnapfel, Goldparmäne, Laxton’s Superb, Berlepsch, Gewürzluiken, Prinz Albrecht von Preußen, Gravensteiner; nur mit Einzelexemplaren versehen sind Ingrid Marie, Transparent von Croncels, Danziger Kantapfel und einige bis jetzt von Pomologen nicht näher bestimmbare Apfelsorten. Häufige Birnensorten sind Gellerts Butterbirne, Pastorenbirne, Köstliche von Charneux, Gräfin von Paris und Alexander Lukas; seltener sind Diels Butterbirne und Großer Französischer Katzenkopf. Dazu gibt es eine unbekannte Anzahl an Mostbirnen. Beim Steinobst sind überwiegend Hauszwetsche und Mirabelle von Nancy anzutreffen. Die Kirschensorten wurde noch nicht näher betrachtet.
So endete nach ca. 3 1/2 Std. eine sehr fachkundig durchgeführte und lehrreiche Exkursion.

Abb. 1: Beginn des Rundgangs auf den terrassierten Streuobstwiesen der Sonnhalde auf einer der wenigen gemähten Wiesen. Im Hintergrund der Sippersfelder Kirchturm
Abb. 2: Streuobstbestand im oberen Teil der Sonnhalde
Abb. 3: Beginnende Verbuschung auf einer Terrasse an der Sonnhalde
Abb. 4: Ebenfalls eine Terasse auf der Sonnhalde mit z.T. dichtem  Baumbestand
Abb. 5: Lichtung auf der Sonnhalde
Abb. 6: Einzelner verkrüppelter Apfelbaum am oberen Teil der Sonnhalde (mit aufgerissenem Stamm, hier kaum erkennbar)
Abb. 7: Letzter Teil der Exkursion am Hainborn, im Hintergrund der Donnersberg
Abb. 8: Blick vom Hainborn in Richtung Westen. Im Vordergrund eine Magerwiese mit  einigen Obstbäumen, im Hintergrund Sippersfeld.
Abb. 9: Gegen Ende der Exkursion, vom Hainborn abwärts in östlicher Richtung. Am Horizont sind Windräder an der Grenze zu Rheinhessen erkennbar.
Abb. 10: Obstausstellung

Fotos Manfred Mages (1, 2, 7), Udo Weller (4, 5, 6), Gerhard Eymann (3, 8, 9, 10)

Exkursion zu den Streuobstwiesen um Sippersfeld
Markiert in:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert